Süß, cremig, lecker – aber dennoch nur bedingt ein Allheilmittel
Bienenhonig hat eine uralte Tradition als Nahrungsmittel. Bereits in der Steinzeit wurde das süße Gold geschätzt, wie aus Höhlenmalereien abzuleiten ist. Und im alten Ägypten wurde Honig sogar als Grabbeigabe verwendet. Lange Zeit war er das einzige Süßungsmittel, denn den heutigen Haushaltszucker gab es damals noch nicht.
Doch auch heute ist das Naturprodukt noch sehr begehrt. Als süßer Brotaufstrich gilt Honig in vielen Haushalten ein fester Bestandteil am Frühstückstisch. Dabei gilt er nicht nur als lecker, sondern auch als gesündere Alternative zu Zucker und antibakterielles Heilmittel. Aber wie gesund ist Honig wirklich?
Honig – ein wertvolles Naturprodukt
Aus Blüten wie Raps, Klee oder Linde sammeln Bienen Nektar in ihrem Honigmagen. Hinzu kommt noch „Honigtau“, eine süße Pflanzensaft-Ausscheidung von unter anderem Blattläusen. Zurück im Bienenstock würgen die Sammlerinnen dieses Gemisch wieder hoch und geben es weiter an Arbeiterinnen, die letztendlich die Waben damit befüllen. Durch diese „Magenwanderung“ werden dem Honig Enzyme der Tiere beigemischt, die ihn letztendlich so wertvoll und charakteristisch machen. Bevor die Waben mit Wachs verschlossen werden, trocknet der Honig und verliert auf diese Weise Wasser.
Zur Honig-Gewinnung entnimmt der Imker die Waben, entfernt die Wachsschicht und schleudert den süßen Saft heraus. Am Ende dürfen nur sichtbare Verunreinigungen durch Filterung entfernt werden. Ansonsten bleibt der Honig unbehandelt, das heißt er wird auch nicht erhitzt. Das Resultat: ein reines Naturprodukt.
Obwohl Honig aus Blütennektar gewonnen wird, gilt er als nicht vegan. Das hat folgenden Grund: Honig dient den Bienen als Wintervorrat; das heißt wir nehmen den fleißigen Tieren ihre Nahrung weg. Stattdessen werden sie mit Zuckerlösung oder speziellen Bienenfutter vertröstet.
Was steckt drin?
Die Süße von Honig verrät: hier ist viel Zucker enthalten. Wer jedoch gerne Honig isst, der weiß, wie vielfältig das Naturprodukt ist. Honig ist eben nicht gleich Honig. So unterscheiden sich verschiedene Sorten nicht nur in Konsistenz und Farbe, sondern auch im Geschmack.
Das liegt daran, dass Honig je nach Sorte verschiedene Zuckerarten in unterschiedlichen Konzentrationen aufweist:
- Fruktose (bis über 40 %)
- Glukose (bis zu über 40 %)
- Maltose (bis 14 %)
- Saccharose (bis zu 5 %)
- weitere Mehrfachzucker (bis 14 %)
Neben Zucker enthält Honig noch bis zu 20 % Wasser. Hinzu kommen geringe Mengen an Pollen, Proteine, Aminosäuren, Mineralstoffe, Vitamine, Farbstoffe und Spurenelemente. Der Brennwert liegt mit rund 300 kcal/100 g unter dem von Haushaltszucker (~ 380 kcal/100g), was vor allem auf den relativ hohen Wassergehalt zurückzuführen ist.
Die Konsistenz – also ob flüssig, fest oder cremig – hängt übrigens vom Fruktose-Glukose-Verhältnis und der Lagerung ab. So kann es sein, dass Honig mit der Zeit auskristallisiert, wenn er länger gelagert wird. Essbar ist er natürlich weiterhin.
Honig als gesündere Alternative? – Ja, aber nur bedingt
Häufig wird Honig als gesündere Alternative dem Haushaltszucker vorgezogen. Allerdings besteht Honig – neben Wasser – überwiegend aus den Einfachzuckern Glukose und Fruktose. Das sind exakt die beiden Zuckermolekülen, die wir auch im üblichen Haushaltszucker in Form von Saccharose, einem Zweifachzucker, finden. Im Körper wird Saccharose wieder in die beiden Bestandteile Glukose und Fruktose gespalten.
Im Gegensatz zu Zucker enthält Honig noch weitere Nährstoffe wie Mineralstoffe und Vitamine und kann daher als gesünder angesehen werden. Allerdings nur als minimal gesünder, denn der Anteil an zusätzlichen Nährstoffen ist sehr gering. Du müsstest schon sehr viel Honig essen, um den empfohlenen Tagesbedarf an Vitamin C und Co. dadurch decken zu können – und das wäre auf Grund der Zuckermenge natürlich nicht so gesund.
Honig bleibt also in erster Linie ein kalorienreiches Süßungs- und damit Genussmittel, wenn auch ein sehr wertvolles und schmackhaftes. Wie auch Zucker solltest du ihn nur in Maßen verzehren.
Honig als Heilmittel?
Honig gilt als antibakteriell und entzündungshemmend. Diese Wirkung ist vor allem auf die Substanzen zurückzuführen, die durch die Bienen beigemischt werden und ist durchaus belegt. Allerdings ist der antibakterielle Effekt im Allgemeinen eher gering.
Eine Ausnahme stellt der äußerst wertvolle Manuka-Honig aus Neuseeland dar. Wissenschaftler der TU Dresden konnten hier unter anderem Methylglyoxal (MGO) isolieren, ein Stoff mit einer ausgesprochen hohen antibakteriellen Wirkung. So wird diese Honig-Art – in sterilisierter Form – mittlerweile sogar zur Wundheilung in der Medizin eingesetzt. Essen kannst du Manuka Honig natürlich auch, aber dafür musst du viel Geld ausgeben: pro Kilogramm bezahlst du hier bis zu 280 Euro.
Als Zusatz im Tee kann jedoch auch anderer Honig bei leichten Halsschmerzen durchaus sehr wohltuend sein.
Achtung: Allergiker sollen vorsichtig bei dem Verzehr von Honig sein. Denn im Produkt befinden sich meist Rückstände von Pollen, die allergische Reaktionen auslösen können. Kleinkinder dürfen grundsätzlich keinen Honig essen, da es sich um ein nicht-sterilisiertes Naturprodukt handelt.
Problem: Teilweise stark belastet
Grundsätzlich solltest du herkömmlichen Honig als Genussmittel und nicht als Allheilmittel betrachten. An einem Genuss in Maßen ist jedoch prinzipiell erstmal nichts einzuwenden – vorausgesetzt die Qualität stimmt!
Denn die traurige Wahrheit ist: viele Produkte sind mit Schadstoffen belastet – insbesondere solche aus Übersee. Darunter Pestizide und Pyrrolizidinalkaloide, ein natürlicher Fraßschutz von Pflanzen, der jedoch für Menschen krebserregend sein kann. Laut einer Untersuchung von Ökotest im Jahr 2014 waren nur sechs von 19 getesteten Produkten zu empfehlen.
Worauf du beim Honig-Kauf und Verzehr achten solltest
Für ein Kilogramm Honig muss die Honigbiene etwa drei bis vier Millionen Blüten besuchen. Honig ist also sehr wertvoll und sollte deswegen bewusst konsumiert werden.
Als Grundregel gilt: regional ist erste Wahl – deiner Gesundheit und der Umwelt zu Liebe.
- Importierter Honig ist nicht zu empfehlen – denn meist kann man nicht mehr nachvollziehen, woher genau dieser stammt und wie er verarbeitet wurde. In vielen Ländern wird das Produkt erhitzt wodurch gute Inhaltsstoffe verloren gehen. Hinzu kommt, dass häufig mit Sirup gepanscht wird, um den Preis niedrig zu halten. Außerdem sind diese Produkte häufig sehr stark mit Pestiziden und anderen Schadstoffen belastet.
- Greife stattdessen zu deutschem Honig – dieser wird streng kontrolliert und birgt daher ein geringes Risiko.
- Mit dem Genuss von regionalem und hochwertigem Honig, unterstützt du die heimische Bienenpopulation. Bienenhaltung für industrielle Honigproduktion beruht stattdessen auf Massentierhaltung. Das führt zur Übertragung von Krankheitserregern (z.B. Faulbrut), was mit zu dem globalen Bienensterben beiträgt. Und das ist ein großes Problem: zwar könnten wir auf Honig verzichten, nicht aber auf die vielen Nutz- und Wildpflanzen, die durch diese fleißigen Tiere bestäubt werden
- Achte zudem auf Bioqualität, um das Risiko von Pestizidrückständen zu minimieren. Da Bienen nur in einem bestimmten Umkreis sammeln, können Imker bis zu einem gewissen Maß steuern, wo die Bienen den Nektar sammeln und somit Honig in Bioqualität erzeugen.
Wenn du mehr über das Thema Honig und dessen Produktion erfahren möchtest, empfehle ich dir die Dokumentation „More than Honey„. Diese überzeugt nicht zuletzt durch grandiose Aufnahmen und ist wirklich sehr sehenswert.
Trailer More than Honey
Den Film selber könnt ihr auch bei Amazon Prime Video ausleihen oder bereits für weniger als 8 Euro auf Blu-ray kaufen.
Danke für den tollen Beitrag 🙂