Die Goji-Beere wird als Königin unter den Superfoods angepriesen
Rein optisch betrachtet fallen Goji-Beeren nicht gerade wegen ihres appetitlichen Aussehens ins Auge. Die getrockneten verschrumpelten Früchte erinnern vom Anziehungsgrad her wohl eher an rote Rosinen. Jedoch sollen diese kleinen unscheinbaren Früchtchen wahre Wunder bewirken!
Die aus China stammenden Goji-Beeren gehören zu den neuen Superfoods und werden sogar teilweise als eines der besten Lebensmittel überhaupt gehypt. Sie sollen das Immunsystem stärken, Krebs vorbeugen und nebenbei schön und schlank machen. Handelt es sich tatsächlich um eine echte Wunderbeere oder doch bloß um eine übertriebene PR-Erscheinung, die man unter dem Namen “Goji-Beere” verkauft, weil’s einfach besser klingt als die deutsche Version „gemeiner Bocksdorn“? Wir schauen einfach mal genauer hin.
Wissenswertes über die Goji-Beere
Als Goji-Beeren – oder auch Wolfsbeeren – werden die Früchte des gemeinen Bocksdorns (Lycium barbarum) bezeichnet. Wie auch die Kartoffel oder Tomate gehören sie zu den Nachtschattengewächsen. Ursprünglich kommt die Pflanze aus China, wo sie auch noch heute überwiegend kultiviert wird. In China hat sie bereits eine lange Tradition in der Küche und traditionellen chinesischen Medizin. So gelten die Beeren beispielsweise als Heilmittel gegen erhöhten Blutdruck und Blutzucker oder zur Unterstützung des Immunsystems und der Sehkraft. Goji-Beeren schmecken süßlich-herb bis säuerlich und können sowohl roh als auch getrocknet oder als Saft verzehrt werden.
Superfoods – Reiner Kommerz oder echter Mehrwert?
Die Goji-Beere gilt als absolutes Premium-Superfood. Aber was bedeutet dieser Begriff eigentlich? Als “Superfoods” werden neuerdings naturbelassene Lebensmittel bezeichnet, die sich durch eine besonders wertvolle Nährstoffdichte und dadurch überdurchschnittlich positiven Effekt auf unsere Gesundheit auszeichnen. In der Tat gibt es solche Lebensmittel, die deutlich gesünder sind als andere. Eine Bezeichnung als „Super-Lebensmittel“ ist daher keineswegs unberechtigt.
Allerdings handelt es sich bei dem Begriff leider auch um eine Verkaufsmasche. So kommt es, dass überwiegend exotische Beeren und Saaten, die besonders außergewöhnlich klingen, diesen Titel erhalten und als Superfood teuer verkauft werden. Da diese Lebensmittel von weit her kommen und gegebenenfalls rar oder aufwendig in ihrer Kultivierung bzw. Ernte sind, handelt es sich bei den gesalzenen Preisen natürlich nicht ausschließlich um Geldmacherei. Jedoch sollte erwähnt werden, dass es für diese vermeintlichen Superfrüchte auch stets heimische und günstigere Alternativen gibt.
Was genau macht aber nun die Goji-Beere zur angeblichen Super-Frucht?
Goji-Beere: eine gesunde und eine leckere Abwechslung
Das Nährstoff-Muster der Goji-Beeren kann sich in der Tat sehen lassen. Sie beinhalten viele Vitamine und Mineralstoffe sowie wichtige Spurenelemente. Insbesondere zeichnet sich die Frucht durch ihren Gehalt an Beta Carotin (eine Vorstufe des Vitamin A), Vitamin C und diversen Vitamin B-Formen aus. Zudem enthalten sie viel Eisen – bis zu 9 mg pro 100 g. So lässt sich durch den Verzehr der Beeren bereits leicht ein Teil des Eisen-Tagesbedarfs decken, der bei Erwachsenen zwischen 10 und 15 mg Eisen liegt. Selen und Zink in den Beeren schützen vor Schadstoffen, wie etwa Schwermetalle, indem es diese bindet und aus unserem Körper leitet. Zudem liefern Goji-Beeren Calcium, welches wichtig für Knochen, Muskeln- und Nervenzellen ist, und Kalium.
Goji-Beeren sind also tatsächlich sehr gesund, allerdings unterscheidet sich der Nährstoffgehalt nicht wirklich von heimischen Beeren wie Johannis- und Erdbeeren oder einigen Gemüsesorten (z.B. Kohlarten). Vom gesundheitlichen Aspekt her, kannst du also auch getrost auf Goji-Beeren verzichten. Wenn du einfach nur nach einer gesunden geschmacklichen Abwechslung für deinen Speiseplan suchst, kannst du mit den exotischen Beeren nichts falsch machen. Bei einem Preis von 15-20 Euro pro kg, kann und will sich das jedoch verständlicherweise nicht jeder leisten.
Können Goji-Beeren gefährlich sein?
Fast immer wenn es ein neues Superfood gibt, findet man zwei Arten von Schlagzeilen zu diesem Lebensmittel: die guten, die das Produkt bis ins unermessliche loben und anpreisen und die negativen, die in Verbindung mit der neumodischen Lebensmittel-Erscheinung eine potenzielle Gefahr aufdecken. So auch bei der Goji-Beere. Tatsächlich gibt es jedoch keine Hinweise auf eine schädliche Wirkung.
Dennoch wird die Beere in einigen Quellen als „gefährlich“ bezeichnet. Der Grund: es kann zu Wechselwirkungen zwischen der Beere und bestimmten Medikamenten zur Blutverdünnung kommen. So sollen Goji-Beeren die Wirkung von Blutverdünnern verstärken, was natürlich problematisch sein kann. Wer solche Medikamente nimmt, sollte daher vorsichtshalber auf den Verzehr von Goji-Beeren verzichten. Die Frucht jedoch deswegen allgemein als gefährlich zu bezeichnen ist überzogen. Die Wechselwirkung mit einem Medikament, macht ein Lebensmittel nicht toxisch und hat auch eher etwas mit dem Medikament als mit dem Lebensmittel per sé zu tun.
Ein anderes Thema ist die potenziell hohe Pestizidbelastung von Goji-Beeren. Ergebnisse eines Untersuchungsamts für Lebensmittelüberwachung in Stuttgart aus dem Jahr 2010 zeigen hohe Pestizidrückstände, die die gesetzlichen Höchstmengen deutlich überschreiten. Untersucht wurden dabei überwiegend Beeren aus herkömmlichem Anbau. Bio-Beeren zeigten eine geringere Belastung, allerdings wurde dabei auch nur eine Probe untersucht. Zwar liegen diese Untersuchungen schon einige Jahre zurück, dennoch solltest du beim Kauf von Goji-Beeren auf Bioqualität achten.
So kannst du Goji-Beeren in deinen Speiseplan integrieren
Bei uns sind Goji Beeren in der Regel nur in getrockneter Form erhältlich. Prinzipiell kann man sie jedoch auch roh verzehren. Wie jedes Trockenobst eignen sie sich daher super als gesunder Snack zwischendurch oder als wertvolles Topping im Müsli, Joghurt oder Quark. Auch als fruchtige Note in Salaten, Couscous-Gerichten oder zu Fleisch können sie die Speisen, ähnlich wie Cranberries oder Aprikosen, aufwerten.
Fazit
Ob die Goji Beere nun wirklich den Titel als ultimatives Superfood zu Recht verdient hat, darüber streiten sich die Geister. Gesund sind die Beeren allemal, aber sind sie deswegen auch besser als heimische Früchte? Eher nicht. Der Leiter des ernährungswissenschaftlichen Instituts der Universität Granada drückte es einst diplomatisch aus und bezeichnete die Beere als „ebenso gesund wie andere Obst- und Gemüsesorten“. Wäre das denn so schlimm? Vielleicht ist es auch prinzipiell falsch alle Hoffnung und Erwartungen auf ein Lebensmittel zu setzen. Und vielleicht ist es auch gar nicht so tragisch die Goji-Beere einfach nur als eine gesunde Beere zu betrachten, die für Abwechslung im Müsli sorgt. Schließlich möchte man ja nicht immer nur Rosinen essen.
Ob es sich nun lohnt, den hohen Preis für diese kulinarische Abwechslung zu zahlen, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Achte beim Kauf der Goji-Beeren auf jedenfall auf Bioqualität und lass dich nicht von „Goji Beeren aus Tibet oder dem Himalaya“ blenden. Denn die meisten kommen tatsächlich aus dem Ningxia-Tal in China – nur klingt das nicht so schön.
Was hältst du von Goji-Beeren? Hinterlasse uns doch einfach ein Kommentar!